Die praktische Umsetzung von Amikejo beginnt mit einer Recherche über die Region und ihre Eigenschaften. Anschließend kreiert Peschke einen künstlerisch gestalteten Reisebericht zur Vorbereitung der Workshops. Ihre Intention innerhalb dieser Workshops oder Reisegruppen ist eine Herauskristalisierung der Werte. Welche Werte sind für mich von Bedeutund und wie begleiten sie mich im täglichen Leben?
Valeska Peschke ist davon überzeugt, dass jeder Mensch kreativ ist und in der Lage sein kann, künstlerische Ausdrucksmittel zu benutzen, um eine Verbindung zu seinen im Inneren verborgenen Gefühlen, Vorstellungen und Werten zu erlangen. Mit einer allgemeinen Frage im Bewusstsein kann diese künstlerisch-gestalterischen Form Ausdruck finden und dann erst versprachlicht und erkannt werden. Kunst dient demnach der Erkenntnisgewinnung der eigenen Wertvorstellungen und Bedeutungen im eigenen Leben, womit die Identität eines Individuums besser geformt und gestärkt werden kann. Peschke fungiert also als „Geburtshelferin“, ihre Aufgabe kann verglichen werden mit der von Sokrates schon durchgeführten Mäeutik (aus dem Altgriechischen für Hebammenkunst). In der Mäeutik geht es um die „Geburt“ der Erkenntnis, wobei diese einem nicht einfach geschildert und gelehrt werden kann, sondern es ist die Kunst dieses bestimmten Dialoges, den Sokrates durchführt und der seine Schüler dazu bewegt von alleine zu Erkenntnis zugelangen. Peschke bietet demnach eine dialogische Hilfestellung um Wissen von selbst hervorbringen zu können.
Während Sokrates sich mit dem sprachlichen Dialog befasste, sind es bei Valeska Peschke kognitive Landkarten bzw. mental maps, welche Werte-Landschaften darstellen sollen. Mental Maps kommen ursprünglich aus der Psychologie und beschäftigen sich mit der individuellen Wahrnehmung von Orten und rein räumlich logisch vorstellbaren Zusammenhängen. Diese kognitiven Landkarten sollen demnach unsere komplex wahrgenommene räumliche Realität graphisch wiedergeben und repräsentieren. Charles Taylor verwendet den Begriff der moralischen Landkarte oder moral frameworks, in welcher sich unsere jeweiligen Bedeutungen und Wertungen innerhalb unseres Lebens befinden. Durch die Gestaltung von kognitiven Karten mithilfe der Kunst geben wir unseren Werten einen Raum des Erscheinens und der Artikulation. Aber nicht nur im Bezug auf die physische Räumlichkeit und die Moral beziehen sich kognitive Karten. Auch im Bezug auf die Technik und die Wirtschaft lässt sich mental mapping anwenden, da sie die Möglichkeit zur Mustererkennung menschlicher Wahrnehmung und Handelns beinhalten. Mithilfe der Mustererkennung lassen sich Handlungen und das Verhalten von Menschen im Allgemeinen viel leichter vorhersagen und dadurch auch beeinflussen.
Literatur:
1 Christoph Kniest: Sokrates zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag 2004.
2 Christoph Horn, Christof Rapp (Hg.): "Wörterbuch der antiken Philosophie". C. H. Beck Verlag 2008.
3 Charles Taylor: Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität. Übers. v. Joachim Schulte. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1996.
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