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Europa, die Zukunft der Geschichte

 

Kunsthaus Zürich, 12.05. - 6.09.2015

 

Kuratiert von Cathérine Hug, Robert Menasse

 

Worum es geht:

Welches Bild steht für Europa? Ist es der Fall der Berliner Mauer, sind es die universellen Menschenrechte, die Fussball-Europameisterschaften und der Grand Prix Eurovision de la Chanson? Seit der Antike steht kein einzelnes Bild mehr für Europa. Heute ist Europa ein facettenreiches Mosaik, das trotz tektonischer Spannungskräfte nicht mehr auseinanderzufallen droht. Dies ist die These der Ausstellung, die über 100 Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Videos und Installationen von rund 60 modernen oder zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern präsentiert. Sie treffen auf literarische und politische Aussagen bekannter Persönlichkeiten. Ein Friedensprojekt.

 

Renationalisatierung versus Internationalisierung:

Die Kuratorin und Kunsthistorikerin Cathérine Hug und der Wiener Schriftsteller Robert Menasse, der die Ausstellung begleitet, legen einen politischen Befund zugrunde. Zu Beginn des dritten Jahrtausends ist die Situation auf dem europäischen Kontinent paradox: Einerseits sind mehr Staaten als je zuvor demokratisch verfasst, andererseits nehmen die Krisensymptome in Ländern wie Frankreich, Grossbritannien und Deutschland zu, die einstmals eine gesellschaftspolitische Avantgarde bildeten. Die Bürger empfinden ein Demokratiedefizit. Ihr Wahlverhalten drückt den Wunsch nach Renationalisierung aus. Dies ist das zweite Paradox, denn in einem informationstechnisch, wirtschaftlich wie ökologisch vernetzten Europa sind Probleme mit nationalstaatlichen Massnahmen allein nicht zu bewältigen. Was die Europäer verbindet, ist mehr als ein Territorium. Es ist eine komplexe gemeinsame Vergangenheit und nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs die Absicht, die Gegenwart solidarisch und friedlich zu gestalten.

 

Kunst auf der Suche nach einem friedlichen Europa:

Die Ausstellung erzählt von Utopien, Träumen und der Wirklichkeit. Sie unternimmt den Versuch, Darstellungsformen einer abstrakt anmutenden Vision von einem friedlichen Europa ideengeschichtlich zu transportieren. 1826 nahm Heinrich Heine vorweg, was heute unter "Special Interest"-Gruppen verstanden wird: "Täglich verschwinden mehr und mehr die törichten Nationalvorurteile, alle schroffen Besonderheiten gehen unter in der Allgemeinheit der europäischen Zivilisation. Es gibt jetzt in Europa keine Nationen mehr, sondern nur Parteien." Welche Partei ist die Kunst? Warum ergreift ein Museum Partei für ein politisches Projekt, und wird daraus ein kulturelles?

 

 

 

Europa - Die Zukunft der Geschichte [Ausstellungskatalog]

 

Europa: Die Zukunft der Geschichte: [der Katalog wurde im Rahmen der Ausstellung "Europa, die Zukunft der Geschichte", veröffentlicht. Kunsthaus Zürich, 12. Juni - 6. September 2015] / Kunsthaus Zürich ; Cathérine Hug ; in Zusammenarbeit mit Robert Menasse. - [Zürich] : Verlag Neue Zürcher Zeitung, c2015. - 312 S. : Ill., z.T. farbig; 28 cm

 

SALON SOPHIE CHARLOTTE

Zukunftsort: EUROPa

 

Samstag, 18. Januar, 2014

Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften

Markgrafenstraße 38, 10117 Berlin

Säulensaal, 2. Obergeschoss

 

Innerhalb des Jahresthemas "Zukunftsort: Europa" der „Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften“ (BBAW) haben sechs ehemalige Stipendiate der Villa Aurora, ehemals residence of Lion Feuchtwanger in Pacific Palisades, Los Angeles, CA, USA, ihre Werke und Visionen zu einem Europa von morgen ausgestellt.

Das Villa Aurora Forum in Berlin und die BBAW sind in enger Zusammenarbeit die über die Tatsache hinausgeht, dass sich Räume der Villa Aurora im Gebäude der Akademie befiden. Das Jahresthema bietet den ehemaligen Stipendiaten die großartige Möglichkeit an der Diskussion über die Frage in welche Richtung der Kontinent Europa gehen muss Anteil zu nehmen. Europa soll nicht nur als Wirtschaftsraum wahrgenommen werden, sondern auch als ein kultureller sowie Rechtsraum. Es darf in dem Strudel an Überdruss, Skepsis und Selbstverständlichkeit nicht untergehen. Im Bezug auf den Salon Sophie Charlotte 2014, die Akademie möchte zur Orientierung einer historischen Exkursion, Standortbestimmung und Vorstellungen über die Zukunft beitragen.

Die Stipendiate Anna Faroqhi, Norbert Zähringer, Valeska Peschke, Antje Vowinckel und Franz Martin Ulbrich sowie ihre Gäste und Freunde werden ihre Ansichten und Ideen im Rahmen unterschiedlicher Meiden und Formate darlegene. Die Werke sind u.a. Videos, Klanginstalationen, Lesungen und Performances.

 

 

 

„Die Botschaft von Amikejo“

Interaktive Performance von Valeska Peschke mit Robert Menasse und Ulrike Guérot

(Link zum Video)

 

Dreizehn Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler denken an einem Tisch, einem festlich gedeckten Bankett, der als Landkarte Amikejo als schwarz-weisse Keramik geformt ist, über Europas Zukunft nach. Historisches Vorbild ist der staatenlose Ort Neutral-Moresnet. Es handelt sich dabei um einen Streifen Land zwischen Belgien, den Niederlanden und Deutschland, auf den sich während des Wiener Kongress 1815 die damaligen Mächte nicht einigen konnten und ihm daher einen neutralen Status gaben. Gut hundert Jahre später nahm ein Teil der Bewohner des Ortes diese besondere Situation zum Anlass, in Neutral-Moresnet die Europäische Republik Amikejo auszurufen, in der nur Esperanto gesprochen werden sollte. Die Runde am Tisch versucht diese Initiative, in einer künstlerischen Umsetzung von Valeska Peschke, weiterzudenken.

Christoph Balzar, Künstler, Tanja Dückers, Schriftstellerin, Paola Ferruta, Historikerin, Georg Göschl, European Democracy Lab, Ulrike Guérot, Politologi, Michael Hohl, Professor für Designtheorie, Victoria Kupsch, European Democracy Lab, Robert Menasse, Schriftsteller, Jutta Obrowski, PR DSO Berlin, Melissa de Raaf, Filmemacherin, Zuzanna Skiba, bildende Künstlerin mit malerischen und kartographischen Gesichtspunkten, Steffen Wedepohl, Literaturwissenschaftler und Herausgeber

 

 

 

 

Kasside

 

Die Idee ist inspiriert von einem zentralen Motiv nomadischer Poesie, das von den vorislamischen Nomaden auf der arabischen Halbinsel entwickelt wurde: das Bild des verlassenen Lagerplatzes, das der Dichter in aller Ausführlichkeit beschreibt. Kurz zuvor noch hatte seine Geliebte mit ihrem Stamm eine zeitlang dort gelebt, nun kommt der Dichter zu spät an diesem Ort an und findet anstatt der erhofften Erfüllung seiner Liebe nur noch die verwehenden Spuren seiner Wünsche und Träume vor. Diese sehnsuchtsvolle Elegie bildet klassischerweise den ersten und einleitenden Teil dieser Gedichtform (Qasida, eingedeutscht Kasside genannt), eine Art Ouvertüre, die das Leitmotiv der gesamten Dichtung einführt.

Genauso inszenieren wir die Idee der europäischen Utopie: die Botschaft von Amikejo steht für diese Utopie, im Kunstraum ist sie jedoch nur noch als Überbleibsel und Spur vorhanden, sie war mal dort, ist aber längst weiter gezogen, hat sich entzogen. Denn das ist der Zustand der europäischen Idee: die gegenwärtigen Krisen, nationale Machtkämpfe, Zynismus und Materialismus haben uns die eigentlichen Ziele vergessen lassen, die einmal Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden hießen. Um diese Ziele wieder zu entdecken, muss man zunächst ihren Verlust spürbar machen, wie die Abwesenheit einer Geliebten an einem verlassenen Lagerplatz. Denn erst im Bewusstsein des Verlusts sammelt sich die Idee zum Wunsch und dann zum Plan für eine bessere Zukunft.

 

 

„The Embassy of Amikejo“ Interactive Performance by Valeska Peschke with Robert Menasse and Ulrike Guérot, SALON SOPHIE CHARLOTTE, Berlin 2014
„The Embassy of Amikejo“ Interactive Performance by Valeska Peschke with Robert Menasse and Ulrike Guérot, SALON SOPHIE CHARLOTTE, Berlin 2014
„The Embassy of Amikejo“ Interactive Performance by Valeska Peschke with Robert Menasse and Ulrike Guérot, SALON SOPHIE CHARLOTTE, Berlin 2014

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